In den 100 Maximen der Führung von Ostad Elahi finden sich u.a. die beiden folgenden:
Wahrheit und Gerechtigkeit werden sich immer durchsetzen, wenn wir uns selbst treu bleiben und im Einklang mit unseren Überzeugungen handeln.
Das Recht des anderen zu respektieren, ist der Schlüssel zum Leben in dieser Welt.
Die erste Maxime erinnert an Platon, der die Gerechtigkeit als eine innere Einstellung sah, als eine Kardinaltugend, nach der jeder das tut, was seine Aufgabe ist. Nach Aristoteles und Thomas von Aquin ist Gerechtigkeit nicht nur eine Tugend, sondern stets in Bezug auf andere zu denken, womit die zweite der wiedergegebenen Maximen Ostad Elahi´s angesprochen ist.
Ostad Elahi scheint damit (wenn auch mittelbar) von der Subjektivität und Relativität der Kategorie Gerechtigkeit auszugehen. Er scheint damit aber auch – Ostad Elahi war ja Richter – das Dilemma des Richters anzusprechen, der mitunter im Spannungsfeld von objektivem Recht und (subjektiven Vorstellungen von) Gerechtigkeit sein Amt auszuüben hat. Ostad Elahi dürfte es aber nicht um einen Streit der Theorien gegangen sein, sondern darum, wie der Richter im Alltag tugendhaft (im Sinne der platonischen Gerechtigkeit) bestehen kann. Sichtbar ging es ihm dabei aber auch um einen aktiven Prozess des einfühlenden empathischen Verstehens des anderen – und das sein Berufsleben als Richter wohl nicht ausschließend.
Viel an – jedenfalls zunächst – Widersprüchlichem tut sich auf. Wenn es das Anliegen Ostad Elahi`s war, gerade das zu meistern, so soll versucht werden, eine Antwort darauf zu geben, ob oder inwieweit das gelingen kann.
Musikalische Einstimmung durch den Vortragenden:
J.S. Bach, 1. Satz Adagio aus der Sonate g-moll für Violine solo