Gerade in einer Zeit des Umbruchs und der Verunsicherungen muss man sich den Gedanken Ostad Elahis (1895-1974) in Erinnerung rufen, dass die Ratschläge, „die sich auf die Reinigung der Seele und die ethische Vervollkommnung beziehen, in allen Religionen identisch sind.“
Allerdings wird die Frage nach einem Schöpfer zunehmend bezüglich ihrer intellektuellen Redlichkeit abgeklopft. Dabei bemerkt der interessierte Zeitgenosse eine gewisse Einseitigkeit, die schon bei der Erstbeschreibung der astronomischen Rotverschiebung durch Edwin Hubble, die einen Beginn unseres Kosmos nahelegte, zu beobachten war. Aus Angst, dies könnte religiös umgedeutet werden, ironisierte Fred Hoyle diese Theorie und bezeichnete sie als „Big Bang“ Hypothese.
Ähnliches erlebt man heute, wenn die wunderbaren Naturgesetze mit dem – vom Religiösen völlig abgegrenzten – Begriff „Design“ bezeichnet werden: Aus Angst, dass man dahinter ebenfalls einen Weltenbaumeister erblicken könnte, wird in diesem Zusammenhang das Wort „Design“ zum Unwort erklärt.
Dabei sind die Entscheidungen, ob man eine religiöse Weltdeutung vornimmt oder nicht, vorwissenschaftliche, bei der die epigenetische Prägung für oder gegen einen Gott die Hand führt, eine Theorie, die im Vortrag erläutert wird.
Damit verbunden sind auch die Fragen der Ethik: Benötigt letztere den Hintergrund eines Schöpfers oder ist sie von diesem unabhängig? Auch die Ethik wird epigenetisch geprägt, deshalb sind Elternhaus, Umfeld und Gesellschaft für die Ausprägung ethischer Grundsätze wichtig. Zwei
Sätze von Prof. Bahram Elahi treffen darauf zu: „Das spirituelle Leben beginnt, wenn die beiden Keimzellen, irdische und spirituelle, einen spirituellen Embryo bilden. Das Wesen benötigt dann ein Laboratorium zum Arbeiten, und dieses Laboratorium ist nichts anderes als die Gesellschaft.“(1) oder „Wer sein Kind gut erzieht, kann auch ein Land regieren.“(2)
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1 Elahi, Bahram (1999): Grundlagen natürlicher Spiritualität: Eine wissenschaftliche Annäherung an die metaphysischen Rechte und Pflichten des Menschen – Wien: Ibera-Verlag, S. 128
2 Elahi, Ostad (2009): 100 Maximen der Führung – Wien: Ibera-Verlag