Lebensfragen. Der Verein „Gesellschaft für Ethik“ verdeutlicht, dass die Ethik alles andere als nur für Philosoph(inn)en interessant ist.
Da tauchen im Kopf sofort Bilder auf: von Philosophen, Sokrates, Platon, von denkenden Menschen und moralischen Werten.
Aber eigentlich fällt einem so gut wie nichts dazu ein, das mit dem eigenen täglichen Leben in Verbindung stehen könnte. Viel zu abstrakt und sperrig scheint der Begriff.
Jetzt ist damit Schluss. Die „Gesellschaft für Ethik“ beweist, dass Ethik up to date ist. Dr. Bernadette Gerhold, Ärztin und Gründungsmitglied, erklärt: „Ethik ist kein uralter, verstaubter Begriff, der nur für Gelehrte oder Philosophen interessant ist, sondern ein zeitgemäßes Thema.“
Zum Beispiel im Arbeitsbereich, wenn es um die Frage geht, wie man sich als Arbeitgeber oder -nehmer ethisch richtig verhält. Auch hier spielen die Prinzipien Respekt, Toleranz usw. eine Rolle. „Es ist nicht notwendig, den Arbeitgeber zu mögen, aber man muss ihm vertrauen können und umgekehrt – im wirtschaftlichen Leben spielt Ethik eine große Rolle“, so Gerhold. Aus diesem Grund veranstaltet die Gesellschaft für Ethik zum Themenkomplex Ethik im Alltagsleben Vorträge. Diese beleuchten wichtige praktische Aspekte und sind für all jene interessant, die ihre Entscheidungen in Beruf und Alltag auf eine ausgewogene ethische Basis stellen möchten.
„Wir wollen durch Themen, die dem Zeitgeist entsprechen, ein breites Publikum ansprechen“, so Gerhold. An der Universität Wien finden auf Initiative der Gesellschaft für Ethik in Zusammenarbeit mit dem Alumniverband Vorträge statt, in denen Expert(inn)en nicht nur zu Alltagsthemen Stellung nehmen, sondern ethische Fragen auch aus der Sicht der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen beleuchten.
Von Themen wie „Vertrauen in Familienbeziehungen“ bis zu „Ethik und Anti-Aging“ oder einer „Theorie des Glücks“– die Prinzipien, die den großen Philosophien und Denkschulen zugrunde liegen, sind auch in der heutigen Zeit noch anwendbar.
Die Gesellschaft wurde vor rund fünf Jahren mit dem Ziel gegründet, sich für die Entwicklung von universellen moralischen, ethischen, spirituellen und humanitären Prinzipien einzusetzen. Durch Diskussionen sollen Werte wie Gleichheit, Toleranz, die Freiheit des Denkens, der Respekt für die Rechte anderer sowie das Mitgefühl anderen gegenüber gefördert werden. Ein Beispiel: Auf der Homepage des Vereins ist ein Zitat vom Philosophen und Richter Ostad Elahi zu lesen: „Tu anderen in aller Stille Gutes.
Eines Tages, wenn du gar nicht mehr daran denkst, wird es zu dir zurückgetragen werden.“
Ein Spruch, der in unserem modernen Leben nach wie vor Sinn hat. „Wenn ich meinem Nachbarn begegne, ihm in die Augen schaue und freundlich grüße, ist es etwas anderes, als einfach mürrisch vorbeizulaufen. Ich bin davon überzeugt, dass das eine Kettenreaktion auslöst, die sich den ganzen Tag fortsetzt – und am Ende bin ich es, mit dem – je nach meinem Verhalten – respektvoll oder eben auch respektlos umgegangen wird“, glaubt Gerhold.
Die so genannten „Philo-Cafés“ im Café Stein geben die Möglichkeit, bei solchen Themen selbst mitzureden. „Bei diesen regelmäßigen Treffen wird jeweils zu einem bestimmten Thema oder im Anschluss an einen Vortrag unter der Leitung eines Moderators diskutiert“, erklärt die Medizinerin. Eingeladen sind alle Interessierten. Die Debatte ist mit zwei Stunden begrenzt und wird durch ein kurzes Impulsreferat eingeleitet. Egal, welchen Background man hat, jeder ist herzlich willkommen. Fachkenntnisse sind nicht erforderlich.