Das Mögliche, von dem J.Ch.F. Hölderlin (1799/1800) in seiner Abhandlung „Das untergehende Vaterland“. (1799/1800) sagt: „ … das Mögliche, welches in die Wirklichkeit tritt, in dem die Wirklichkeit sich auflöst, (mit seinem) eigentümlichen Karakter zwischen Seyn und Nicht-Sein …, (wo) das Mögliche real, und das Wirkliche ideal“ wird, eröffnet nicht nur neue Wege, sondern es gibt uns auch Kraft für das Beschreiten derselben. Die Ressourcen des Möglichen, auch optative Ressourcen oder Potentialitäten genannt, entäußern sich in jenen Kräften, die uns verfügbar werden, wenn wir etwas noch für möglich halten, wenn sich uns neue Möglichkeiten eröffnen. Sie werden auch daran sichtbar, wie viel an Kraft es uns kostet, etwas weiterzutun, weiter zu verfolgen, wenn wir dessen Umsetzung bzw. dessen Erreichbarkeit nicht mehr für möglich halten, wenn uns damit Möglichkeiten verschlossen bleiben. Die Kunst des Lebens besteht demnach vor allem auch darin einen Lebensweg zu finden und zu gehen, der uns so viel Schönes als Mögliches eröffnet, dass wir jene Kraft entwickeln, die es braucht, um auch die Mühen des Lebens bestehen zu können.
Musikalische Einstimmung von Tomoko Mayeda, Violinistin
Johann Sebastian Bach (Partita Nr. 1 in B Minor BWV 1002, VII. Tempo di Borea)
Vortrag 9. Juni 2017, 19:30 Uhr
Universität Wien, Hörsaal 16
Universitätsring 1, 1010 Wien