In einer „beschleunigten“ Zeit, in der man dank neuester Technologie ständig erreichbar ist, dies als selbstverständlich erachtet wird und berufliche Anerkennung und Mitgestaltungsmöglichkeiten fehlen, gibt es eine deutliche Zuwachsrate an Burn-out-Kranken. Unsichere Job-Situation, mangelnde Einbindung ins Team, Mobbing und Unfairness können mitauslösend sein.
Publikationen über das Thema reichen in die Siebziger-Jahre zurück und beschreiben das Burnout-Syndrom mit den Faktoren „überwältigende Erschöpfung“, „Gefühle der Entfremdung und der Distanziertheit“ und „ein Gefühl der Wirkungslosigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit“.
Somit ist es nicht nur die Quantität der Arbeit, die krankheitsauslösend ist, sondern vor allem auch die Qualität der Arbeit. Dies führt zur Diskussion über die „Arbeitsästhetik“. Berufliche ‚Stabilität‘ gibt es im Allgemeinen kaum, es herrscht unter den Kollegen oft mehr Neid als gesundes Konkurrenzdenken, in Zeiten der Finanzkrise hat man zudem Angst, gekündigt zu werden.
Wie können wir mehr Freude am Leben haben? Neid durch gesundes Konkurrenzdenken ersetzen? Zu Hause ein stabiles Familienleben führen?
Hier ist langfristig ein Wandel in der Lebenseinstellung nötig. Wir haben verlernt, das Schöne zu genießen; als Burn-out-Patient erlebt man nichts Schönes mehr. Wenn wichtige Stützen wie etwa die Sinngebung oder stabile Familienstrukturen wegfallen, verlieren Betroffene oft den Halt.
Für die Betroffenen bedeutet die Krankheit einen massiven Leidensdruck, der unbedingt professionelle, multimodale und interdisziplinäre Therapieansätze erfordert: Die Burn-out-Therapie muss maßgeschneidert sein und beinhaltet Elemente wie Beratung, Coaching, Soziotherapie, Psychotherapie, psychologische Intervention und/oder Psychopharmakotherapie.
Wichtig sind zudem die oft vernachlässigten fiktionalen und ästhetischen Ressourcen der Betroffenen zu aktivieren, die echte Kraftquellen darstellen können. Dies spiegelt sich in der Therapie im „Orpheus-Programm“ des Anton-Proksch-Instituts wieder: Bewegung, Kreativität, Musik und Lebensgestaltung gehören ebenso zum Programm wie der Erwerb von Allround-Fertigkeiten oder das Philosophikum. Genuss und Freude am Leben sollen hier wieder entfaltet bzw. intensiviert werden, das Leben als Chance begriffen werden.
Im Vortrag geht Prim. Univ.Prof. Dr. Musalek auf diese Faktoren für die Prävention eines Burnouts ein: Ein freudvolles Leben genießen zu können, das Schöne im Leben zu sehen, stabile Beziehungen in Familie und Beruf sowie die praktische Anwendung von universalen ethischen und ästhetischen Prinzipien.
Universale ethische und ästhetische Prinzipien sind Nahrung für unsere Seele. Indem wir diese Prinzipien praktizieren, entwickelt sich unser wahres Selbst, wir können klarer sehen und uns besser mit den alltäglichen zwischenmenschlichen Situationen, auf die wir unweigerlich treffen, auseinandersetzen.
Anschließend an den Vortrag musikalischer Ausklang: Preludio und Gavotte en Rondeau aus der Partita für Violine solo Nr. 3 von Johann Sebastian Bach, BWV 1006
Violinistin: Tomoko Mayeda